Fränkische Altstadt von Ochsenfurt

Die Altstadt von Ochsenfurt muss man mit allen Sinnen erkunden. Dabei ist es schön und gut, wenn man einen der vielen Sonnentage in Mainfranken erwischt. Es schadet aber gewiss auch nicht, an einem trüben, verregneten Tag durch Gassen, Hauptstraße und den Stadtgraben zu schleichen. Denn gerade dann ist das Gefühl, sich in einer anderen Zeit zu befinden, vielleicht besonders groß.

Und nicht nur im Sommer lohnt ein Besuch. Auch im Winter, wenn – was leider immer seltener vorkommt – Stadtgraben und Dächer weiß bedeckt sind.

Fachwerk, uralte Gemäuer & Sakralbauten

Um den mittelalterlichen Ursprung der Stadt Ochsenfurt sehen und erspüren zu können, muss man indes die Stadt noch gar nicht betreten haben. Die außergewöhnlich gut erhaltene Stadtmauer und ihre teils imposanten Wehrtürme, in denen bisweilen noch heute Kanonenkugeln aus dem 7-jährigen Krieg stecken, ermöglichen es einem sehr schnell zu erfassen, wie alt und gleichermaßen fränkisch die Gemäuer sind, auf die man sich zubewegt.

Dass Ochsenfurt auf viele Jahrhunderte Geschichte zurückblickt, kann man somit bereits von außerhalb der Altstadt gut erfassen. Die für Franken so typischen Fachwerkbauten findet man schließlich innerhalb der mittelalterlichen Ummauerung – ebenso wie die Sakralbauten, die in einer fast 1.300 Jahre alten Stadt wie der von Ochsenfurt natürlich ebensowenig fehlen.

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Ausmaße der Altstadt / Begehbarkeit

Die Altstadt erstreckt sich über ein Gebiet von rund 400 Meter Länge und 500 Meter Breite und grenzt im Norden unmittelbar an den Main. Damit sind alle Sehenswürdigkeiten gut zu Fuß erreichbar. Doch man sollte sich hiervon nicht täuschen lassen. Um alles gebührend erleben zu können, wird man deutlich mehr als „ein Stündchen“ einplanen müssen.

Altstadt von Ochsenfurt - Blick Richtung neues Rathaus
Hauptstraße in der Ochsenfurter Altstadt

Damit Besucher hierbei nicht mit Verkehrslärm und vollen Straßen kämpfen müssen, herrschen in Ochsenfurt seit geraumer Zeit Verkehrsberuhigung und Schrittgeschwindigkeit. Zwar fahren PKW über die Hauptstraße der Altstadt. Man bekommt jedoch rasch den Eindruck, dass man als Fußgänger und Radfahrer in Ochsenfurt Chef im Ring ist.

Falls Sie die Stadt nun von der Liste an sehenswerten Ortschaften entlang des Mains streichen wollen würden, da Sie mit dem PKW unterwegs sind: Keine Bange. Parkplätze in unmittelbarer Randlage der Altstadt gibt es mehr als genug. Entweder man nutzt das Parkhaus, welches sich am östlichen Stadttor befindet. Oder aber man parkt seinen PKW kostenlos am großflächigen Mainparkplatz, welcher im Norden unmittelbar an die Altstadt grenzt.

Die Altstadt erkunden

Stadtmauer & Wehranlagen

Taubenturm
Taubenturm / Untere Klingengasse

Wie aber nun die Ochsenfurter Altstadt genau erkunden? Eine Möglichkeit wäre, diese ganz oder teilweise zu umrunden und sich sozusagen außen an der Stadtbefestigung entlang zu bewegen. Dabei sollte man unbedingt den Süden und den Westen der Altstadt in Angriff nehmen und an der Ringmauer und teils durch den ehemaligen Stadtgraben, am Zwinger entlang spazieren.

Die Wucht der Stadtbefestigung erlebt vielleicht am besten, wer die Besichtigung im Westen beginnt und dann im Süden am Zwinger und bis zum östlichen Ende der Altstadt fortsetzt. Hierzu sollte man idealerweise vom Mainparkplatz aus starten und sich von dort in die Untere Klingengasse begeben.

Am Anfang der Unteren Klingengasse steht zur rechten Hand bereits eines der ältesten Gebäude der Stadt, das untere Tor, bzw. die alte Schmiede.

Am Ende der Unteren Klingengasse betritt man die Hauptstraße. Rechts davon: Das Klingentor. Dieses durchschreitet man, um hiernach schließlich links in den Stadtgraben einzubiegen. Von dort hat man den perfekten Blick von außerhalb der Wehranlage auf die Stadt. Weiter führt der Weg dann entlang von Mauern und Stadtgraben.

Wehranlage und Palatium mit Stadtgraben in Ochsenfurt
Stadtgraben, Nikolausturm und Domkapitelsches Palatium in Ochsenfurt

Auf diesem passiert man u.a. den Nikolausturm und den Pulverturm. Am Nikolausturm entlang hat man indes einen guten Blick auf das für seine Zeit gewaltige Domkapitelsche Pallatium. Das imposante Gebäude stammt aus dem späten 13. Jahrhundert und diente den Geistlichen des Würzburger Domkapitels als Wohnsitz und Lagerraum. Als Lagerraum wurde es vorwiegend – wie könnte es anders sein – zum Lagern von Wein verwendet. Der Nikolausturm ist der Bergfried des Domkapitelschen Palatium, das urpsrünglich eigens ummauert war. Der große Turm war somit eine Art Hauptturm zum Zweck der Verteidigung des Gebäudekomplexes, zur Aussicht auf das Umland der Stadt und möglicherweise herannahende Feinde, sowie zur Lagerung von Waren.

Von dort aus geht es, parallel zum Zwinger gelegen, weiter an den Wallantlagen entlang. Schließlich führt der Weg links ab und man findet sich in Steinwurfnähe zum oberen Tor wieder, dem östlichen Stadttor aus dem 14. Jahrhundert.

Altes und neues Rathaus von Ochsenfurt

Ochsenfurt verfügt über ein altes und ein neues Rathaus. Im alten Rathaus ist heute die Stadtbibliothek Ochsenfurt untergebracht. Man kann das Gebäude nicht verfehlen, wenn man sich vom oberen Tor Richtung neues Rathaus und schließlich St. Andreas Kirche begibt. Das alte Rathaus mit seinem gut sichtbaren Pranger, liegt direkt an der Ecke Hauptstraße / Brückenstraße, gegenüber der Hauptkirche St. Andreas. Es stammt aus dem 15 Jahrhundert, wurde jedoch nur wenige Jahre genutzt, bis schließlich der Bau des neuen Rathauses begann.

Das neue Rathaus in Ochsenfurt © WernerHilpert / fotolia.com
Das neue Rathaus in Ochsenfurt © WernerHilpert / fotolia.com

Das neue Rathaus dient auch heute noch als Sitz des Bürgermeisters der Stadt. Das freistehende, gotische Gebäude mit Satteldachbau ist zentral in der Hauptstraße gelegen. Es stammt aus dem späten 15. Jahrhundert.

Besonders sehenswert ist dessen Figurenspiel des Lanzentürmchens. Zu jeder vollen Stunde versetzt das Figurenspiel eigentlich alle für die damalige Zeit wichtigen Elemente der Stadt in Bewegung. So stehen unter anderem Ochsen für die Stadt als Ganzes, das Skelett mit der Sanduhr mahnt zu Demut, ebenso wie die Monduhr. Bärtige Männer, die Ratsherren der Stadt, blicken aus sich öffnenden Fenstern gemeinsam mit dem Bürgermeister über die Stadt Richtung Westen.

Hauptkirche St. Andreas

Glockentrum der St. Andreas Kirche; Johann-Nepomuk-Kapelle im Vordergrund © Otto Durst / fotolia.com

Die Hauptkirche St. Andreas liegt klassisch auf einem kleinen Kulturhügel am westlichen Ende der Hauptstraße. Hier stand bereits im 9. Jahrhundert nach Christus die Kirche des Ortes, deren Bau durch den Kanzler Ludwigs des Frommen (letzer gesamtfränkischer Kaiser und Sohn Karls des Großen) in Auftrag gegeben wurde.

Wie so oft zerfielen Bauten nach Feuer oder Überfällen, um auf deren Ruinen hiernach neu errichtet zu werden. Daher wohl auch die leicht erhöhte Lage der St. Andreas Kirche .

Der sechsstöckige Glockenturm der Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert. Zu eben dieser Zeit fand auch die Weihe der heutigen St. Andreas Kirche statt (1288 n. Chr.). Chor und Sakristei wurden im 14. Jahrhundert, die gotischen Seitenkapellen im 15. Jahrhundert erbaut.

Die St. Andreas Kirche beherbergt im Inneren unter anderem eine Reihe sehr alter und wertvoller Holzfiguren. Darunter befindet sich etwa die Figur des Heiligen Nikolaus, eine Arbeit des bedeutenden Bildhauers Tilman Riemenschneider.