Geschichte von Ochsenfurt

Die Geschichte der Stadt Ochsenfurt ist nicht nur lang. Sie ist auch facettenreich und verfügt über die ein oder andere wirklich spannende Legende. Oder ist es mehr als nur eine Legende?

Da wäre zum einen die tatsächlich vermutete Existenz eines Königshofs. Das Areal dieses „Hotels“ für Reichsfürsten und allerhöchsten fränkischen Adel soll sich heute im Bereich des Gasthofs „Zum Storchen“ befinden.

1300 Jahre Geschichte & prominenter Besuch

Berühmte Gesichter hat die Mittelalterstadt indes so einige in den Jahrhunderten zu sehen bekommen. Ochsenfurt, welches im Jahre 725 n. Chr. das erste Mal urkundlich erwähnt wird, durfte sich beispielsweise über den Besuch eines gewissen Kaisers Mathias von Habsburg, Kaiser Karl dem V. oder auch König Ludwig den I. von Bayern freuen.

Wobei die Freude nicht immer auf Seiten der Besucher war. Ein gewisser Richard Löwenherz wurde etwa in Ochsenfurt inhaftiert, nachdem man ihn auf seiner Rückkehr aus dem heiligen Land festgesetzt hatte.

Allerdings würde die Bezeichnung „Gast“ es wohl eher treffen, da sein Aufenthalt in Ochsenfurt während der Lösegeldverhandlungen in Würzburg doch wohl eher angenehm für ihn und seine Gefolgschaft gewesen sein durfte.

Hans Stock – des Königs Double

Untrennbar mit der Geschichte der Stadt verwoben ist der Mythos um Hans Stock – dem Schmied aus Ochsenfurt. Hans Stock begleitete das Ritterheer König Konradins im 13. Jahrhundert nach Sizilen. Selbiges wollte der König, der auch König  von Jerusalem war, im zarten Alter von 16 Lenzen zurückerobern.

König Konradin scheiterte jedoch und wurde Anno Domini 1268 in Neapel öffentlich hingerichtet. Die Zeit der Staufer war vorbei. Aber auch die Zeit des deutschen Ritterheeres wäre ohne ihren Anführer vorbei gewesen. Zerfall drohte. Diesen wollten die Heerführer, allen voran Rudolf von Habsburg, unbedingt verhindern.

Da entsann man sich der wohl frappierenden Ähnlichkeit des Ochsenfurter Schmieds Hans Stock mit dem enthaupteten König. Kurzerhand bedrängte man den jungen Mann aus Ochsenfurt, in die Rolle des Königs zu schlüpfen und das Heer auf seinem Rückzug über die Alpen in die deutschen Lande anzuführen. Das tat er dann auch. Der Plan ging auf. Damit dürfte Hans Stock, der Schmied, wohl eines der – wenngleich von der Geschichte weitestgehend vergessen – wichtigsten Double gewesen sein, die es in der deutschen Geschichte jemals gegeben hat.

Das Geburtshaus des Schmieds ist noch heute zu bestaunen. Sogar übernachten kann man darin. Das Haus beherbergt heute eines der Hotels in Ochsenfurt.

Stadtbefestigung & Frankenwein

Stadtmauer in Ochsenfurt mit Bildstock und Pulverturm im Hintergrund
Oberer Stadtgraben mit Figur eines Kreuzschleppers

Wer nach Ochsenfurt kommt oder an Ochsenfurt vorbeifährt, etwa mit dem Zug, dem dürfte vor allem die imposante Stadtbefestigung auffallen.

Dabei ist die Ummauerung der Stadt überhaupt nichts besonderes in der mainfränkischen Region. Sieht man einmal davon ab, dass Ochsenfurt die wohl am besten erhaltene Stadtmauer, Wehrtürme und sonstige Befestigungsanlagen in Mainfranken besitzt.

Darüber hinaus ist die Tatsache, dass selbst die allerkleinsten Städte, Marke und Dörfer im Umland von Ochsenfurt, bzw. entlang des Maintals eine steinerne Ummauerung besitzen, stadthistorisch betrachtet ein geradezu exotisches Vorkommnis.

Denn: Eine Stadtmauer durften eigentlich nur Städte besitzen. Nur mit der Ernennung zur Stadt waren im fränkischen Reich gewissen Regalien und Privilegien verbunden. So auch das Marktrecht und die Schaffung einer Wehranlage.

Nun wurde Ochsenfurt im 13. Jahrhundert auch tatsächlich das Stadtrecht verliehen. Die Stadtmauer wurde ab dem 14. Jahrhundert errichtet.

Quelle: Stadt Ochsenfurt

Dass jedoch auch das noch so kleine Dorf am Main entlang über eine Wehrmauer verfügt ist schließlich dem Umstand zu verdanken, dass nicht erst Johann Wolfgang von Goethe den Frankenwein zu schätzen wusste („Kein anderer Wein will mir schmecken und ich bin verdrießlich, wenn mir mein Lieblingsgetränk abgeht“ schrieb Goethe einst in einem Brief an seine Frau und meinte damit den Wein aus dem Anbaugebiet des Würzburger Stein). Das „verkehrsgünstig“ gelegene Mainfranken mit seinem weitflächigen, wenn auch auf internationalem Niveau tatsächlich kleinflächigen Anbaugebiet für Weinreben, wurde nicht selten überfallen.

Zum Schutz der wertvollen Reben und des Weins, wappneten der Adel und die geistliche Hoheit der Region die Gemeinden gegen unliebsame Übergriffe von außen mittels steinerner Mauern und sonstiger Wehranlagen.

Von Weltkrieg und Zerstörung weitestgehend verschont

Der Nikolaustrum in Ochsenfurt. Im Hintergrund das domkapitelsche Palatium
Nikolausturm und Domkapitelsches Palatium im Hintergrund

Dass Ochsenfurt heute – sieht man vom Kontrast der in Ochsenfurt beheimateten Zuckerfabrik einmal ab – wirkt, als ob hier die Zeit stehen geblieben ist, verdankt man auch dem Umstand, dass die Stadt am Main den zweiten Weltkrieg fast schadlos überstand.

Gleichwohl die alte Mainbrücke in Zusammenhang mit dem Einzug der amerikanischen Besatzungstruppen 1945 gesprengt und im Ochsenfurter Forst zu dieser Zeit erbitterte Kämpfe ausgetragen wurden – das Stadtbild blieb darüber hinaus glücklicherweise gänzlich erhalten. Und so kann man auch heute noch überaus beeindruckende Stadttore, Wehrtürme oder eine Kirche mitten in der Altstadt bestaunen, die bereits seit gut 700 Jahren auf ihrem Kulturhügel thront und hoffentlich noch mindestens weitere 700 Jahre dort zu bestaunen sein wird.